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PROJEKTE | 2001 | REVOLTE AM OSTSEESTRAND

REVOLTE AM OSTSEESTRAND

Die wahre Geschichte der "Glatzkopfbande"

Autor:
Inge Bennewitz | Jürgen Ast

Regie:
Jürgen Ast

Redaktion:
Werner Grave | Anette Kanzler

Länge:
45'

Koproduktion:
astfilm productions | NDR | MDR | gefördert mit Mitteln der Bundeststiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur // MDR

Sommer 1961. Trotz der aufgeladenen politischen Atmosphäre - die Massenfluchtbewegung in den Westen ist gerade auf ihrem Höhepunkt - bleibt die DDR-Ostseeküste auch im heißesten Sommer des Kalten Krieges für viele Sonnenhungrige das absolute Urlauber-Paradies: feiern, flirten, abspannen ... Für elf junge Männer enden die schönsten Tage des Jahres am 1. August 1961 allerdings schlagartig hinter Gittern. Nach dem "Beispiel der faschistischen Provokation vom 17. Juni 1953" sollen sie laut Anklage mit Terror und Morddrohungen einen Putsch angezettelt haben. Ein Staatsverbrechen wird konstruiert, zwei Schauprozesse inszeniert. Die jungen Leute werden zu insgesamt 21 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Was war geschehen? Ort der Handlung: ein Bierzelt auf dem Campingplatz Bansin, Partystimmung. Jugendliche spielen Gitarre, trinken Bier, tanzen Rock'n Roll. Unter ihnen fünf mit kahl geschorenem Kopf. Wie Westernheld und Idol Yul Brunner tragen sie Vollglatze - aus Jux. Für den Wirt "westliche Unkultur". Als einige der Jugendlichen von der alarmierten Volkspolizei abgeführt werden, umstellen prompt einige hundert Camper die VP-Wachbude und machen ihrem Unmut über die katastrophale Versorgungslage lautstark Luft. Die Zeltplatz-Polizei - mit dem Rücken an der Wand - ist nicht mehr Herr der Lage. Einsatzkommandos bereiten dem "Aufruhr" brutal ein Ende.

Bald darauf dreht die DEFA den Spielfilm "Die Glatzkopfbande", der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich bis heute hartnäckig die Legende hält, eine Bande glatzköpfiger Rowdys habe im Sommer 1961 tatsächlich Urlauber terrorisiert und die Ostsee unsicher gemacht. Was ist wahr an der Legende, was nicht? Was erzählt der DEFA-Film und was verschweigt er? Die Dokumentation rekonstruiert den Fall der "Glatzkopfbande" nun noch einmal aus der Perspektive der Protagonisten. Nach vierzig Jahren sprechen die damals Verurteilten erstmals öffentlich über ihr erlittenes Schicksal.