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PROJEKTE | 2006 | HONECKERS JAHRHUNDERTBAU

HONECKERS JAHRHUNDERTBAU

Die DDR-Erdgasstrasse

Autor & Regie:
Hans-Joachim Obuchoff | Jürgen Ast

Redaktion:
Jens Stubenrauch

Länge:
45'

Produktion:
astfilm productions | im Auftrag des RBB

"Das Jahrhundertbauwerk!", "Ein Schritt ins nächste Jahrtausend!", ... Stets war die DDR-Propaganda voller Superlative, wenn von Erich Honeckers einzigartigem Prestigeobjekt, dem Aushängeschild für die DDR-Wirtschaftskraft die Rede war: dem Mit-Bau an der längsten Gasleitung der Welt. Alles war gigantisch, einmalig. Die Trassenbauer waren "Revolutionäre im Blauhemd". Der Bau selbst eine "Barrikade im Klassenkampf", ein Beweis für die ewige Freundschaft zur Sowjetunion und den unaufhaltsamen Siegeszug des Sozialismus.

1974 wurde das Unternehmen "Druschba-Trasse" (Trasse der Freundschaft) in der DDR offiziell verkündet. Als beispielloses Großunternehmen von der Sowjetunion konzipiert, miterrichtet von den Kunden. Fast 5.000 Kilometer mussten die 1,42 Meter dicken Rohrleitungen vom Eismeer bis an die Westgrenze der Ukraine in die Erde, über Berge und Flüsse, gelegt werden. Bei Hitze und Frost. Straßen wurden gebaut, Wohnhäuser,  Verdichterstationen ...  Der bei weitem größte Anteil an Gas sollte für harte Devisen in den Westen fließen, auch in die Bundesrepublik Deutschland. Für die sozialistischen "Bruderländer", besonders die DDR, war die Trasse eher eine Milliardenschwere Investition in die Zukunft, aber es wurde ein Fass ohne Boden. Erst 1993 wurde Honeckers Prestigeprojekt beendet, drei Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR.

Für die meisten der 25.000 DDR-Trassenbauer waren die Jahre im "Wilden Osten" ein Erlebnis. Es war Abenteuer und "Raus aus der engen DDR" und auch "einfach mal gutes Geld verdienen". Ein Gefühl von Freiheit, doch über vieles musste auch geschwiegen werden: über die Unfälle, auch die Eindrücke in einem rückständigen Land zu arbeiten, passten nicht ins Bild.

In jeder Beziehung war die Trasse beispiellos, als Lebenserfahrung, als Bauwerk und als Politikum. Der Film versucht, ein realistisches Bild zu zeichnen, von dieser zuweilen heroisch verklärten Zeit.